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Dienstag, 22. November 2022

Auberginen: Krankheiten, optimaler Reifezeitpunkt, Verwendung

So viele Beiträge über Auberginen im November? Ja, ich ernte und verwende sie immer noch, hier gab es im Gegensatz zum Norden immer noch keinen Frost. Grösstenteils ist das neue Sommerklima seit ein paar Jahren für den Nutzgärtner eine Katastrophe, aber Auberginen gehören zu den (wenigen) Gewinnern, mittlerweile sogar bis in den Spätherbst hinein zu ernten. Um die Beitragsserie abzuschliessen, nun noch Erfahrungen über ihre typischen Krankheiten und ihre Bekämpfung, ihr (nicht leicht zu bestimmender und oft Gegenstand von Fragen) optimaler Erntezeitpunkt und ein paar Tipps zur Verwendung der (hoffentlich) grossen Ernte.

Krankheiten

Spinnmilbenalarm!

Krankheit Nr. 1 bei Auberginen sind im Gewächshaus Spinnmilben sowie andere Milbenarten, seit ein paar Jahren auch im Freiland. Spinnmilben stechen Zellen in den Blättern an, die Pflanze vergilbt, trocknet aus, Blattverlust, die Früchte verzwergen. Schon sehr früh nach dem Pflanzen tauchen die ersten Milben auf. Manchmal schon nach der Keimung im Haus, das passiert, wenn man die Anzucht im Frühling in Räumen mit Zimmerpflanzen macht, von denen Spinnmilben es nicht weit zu den Sämlingen haben. Hauptproblem für uns Gärtner ist, den Erstbefall auch zu sehen. Doch wenn man genau hinsieht, merkt man, was los ist und kann frühzeitig gegensteuern. Reagiert man erst im Juli, wenn die Schäden deutlich werden, ist es viel zu spät für eine wirkungsvolle Bekämpfung. Im Film Spinnmilbenbefall, bitte auf Vollbild stellen.


Die ersten Schäden bestehen aus kleinen, unscheinbaren hellen Punkten in den Blättern. Dort haben die allerersten Milben ihr übles Werk begonnen und das Blatt von unten angestochen. Sieht man sie, ist bereits die zweite, viel grössere Generation in Arbeit. Richtiger Schaden entsteht etwa ab der dritten Generation. Erste Nutzgärtnerpflicht ist also die peinlich genaue Kontrolle der Blätter auf Milbenstiche, gerne auch mit einer Lupe. Wie der Erstschaden aussieht, dazu hier einige Bilder.

Gegen Milben gibt es im kommerziellen Anbau ein tolles Spektrum an Insektiziden, entsprechend oft werden Rückstände nachgewiesen, auch immer wieder Höchstmengenüberschreitungen. Häufigster gefundener Stoff: Acetamiprid, ein Insektizid, häufiger Handelsname "Careo". Gegen Spinnmilben und andere Insekten. Im Nutzgarten wird gerne eine Mischung von Schmierseife, Spiritus, Kalk empfohlen. Deren Wirksamkeit ist aber nicht sonderlich gut und führt zu einer Dauerbehandlung. Am besten bin ich nach mehreren Jahren Erfahrung mit Neemöl gefahren. Es wird dreimal behandelt: Sofort beim Auftreten der ersten Punkte, dann noch zweimal im Abstand von drei bis vier Tagen.  Denn Neemöl wirkt nur gegen Spinnmilben im Jungstadium, nicht gegen Alttiere und nicht gegen Eier. Die zweite Behandlung erwischt die zwischenzeitlich aus Eiern geschlüpften Schädlinge, die dritte neue gelegte und geschlüpfte Eier. Wichtig:

  1. Die Mischung: 5-10ml gut (dunkel und kühl) gelagertes Neemöl mit Emulgator pro Liter Wasser verwenden. Man kann Neemöl fertig gemischt mit Emulgator kaufen oder irgendein Pflanzenschutzmittel, das Neemöl enthält. Beispiel: "Schädlingsfrei Neem"
  2. Die Applikation: Gründlich von unten mit der Lanze eines Drucksprühers gegen alle Blätter sprühen, dann etwas von oben. Sehr wichtig ist die Temperatur und UV-Strahlung. Niemals bei Sonne und Hitze sprühen! In den heutigen Sommern habe ich Neemöl nur spätabends ausgebracht. Neemöl verliert sofort an Wirksamkeit, wenn die Sonne drauf scheint und es heiss ist. Windstill muss es natürlich auch sein.
  3. Die Anwendungsbreite: Nicht nur Auberginen besprühen. Angrenzende Pflanzen oder Kulturen mitbehandeln. Spinnmilben befallen viele Pflanzen, will man nicht, dass sie sofort auf die Auberginen zurückwandern, muss man auch die Pflanze an den Rändern behandeln. Unkräuter sind auch Wirte - beseitigen.
  4. Weiter beobachten. Im Gewächshaus sind meistens mehrere Sprühcluster bis Herbst nötig, im Freiland weniger, nur bei anhaltend heissem Wetter, das Spinnmilbenbefall beschleunigt.

Weitere Probleme bei Auberginen:

Beginnende Braunfäule an Auberginenblatt
  1. Verticillium-Welke. Eine Krankheit durch einen Bodenpilz. Der Pilz verstopft die Leitungsbahnen, die Pflanze wird welk, stirbt dann. Wird ein welker Trieb abgeschnitten, so sieht man, dass die Gefässleitungen braun-gelb verfärbt sind. Hier gibt es keine Rettung. Deutlich welkende Pflanzen ganz entfernen, möglichst mit der Wurzel. Müll oder in einen Eimer, kochendes Wasser drüber giessen, dann kompostieren. Gut versorgte und wachsende Pflanzen an gutem Standort werden kaum befallen.
  2. Kartoffelkäfer. Ist ein Problem, wenn Kartoffelbeete in der Nähe sind. Die Larven fressen, nicht die Käfer. Sieht man Frassschäden: Pflanzen durchgehen und absammeln.
  3. Andere Milben. Es gibt neben Spinnmilben noch andere Milbenarten, die sich an Auberginen vergehen, Weichhautmilben, Blattpockenmilben. Neemöl nehmen, siehe oben. Blattläuse, eher selten an Aubergine: Dasselbe.
  4. Schnecken. Fressen auch Früchte an, wenn runde Löcher zu sehen sind waren es höchstwahrscheinlich Schnecken. Schneckenbekämpfung starten.
  5. Grauschimmel an Blütenknospe
  6. Grauschimmel. Passiert im Gewächshaus in luftfeuchten Phasen und im Herbst fast immer, wenn die Türen immer zu sind, im Freiland bei anhaltender Feuchtigkeit. Pflanzenhygiene betreiben, Luftfeuchte senken, befallene Stellen fortschaffen. Am häufigsten trifft es Jungfrüchte, auch Blütenansätze.
  7. Zu lesen ist oft von Weisser Fliege, Kraut- und Braunfäule. Das habe ich noch nie erlebt, obwohl auch schon braunfäulebefallene Kartoffeln in der Nähe waren und Pflanzen mit weisser Fliege. Braunfäule kommt erst im Herbst, wenn die Pflanzen sowieso den Abgang machen. Die Symptome sehen anders aus als an Tomaten, es sind braune, verteilte Blattflecken.
  8. Gelbe, welke Blätter von unten. Wenn die Pflanzen grösser werden, werden die unteren, älteren Blätter gerne gelb, welk und fallen ab. Das ist normal und passiert an rundum gut belichteten Pflanzen und versorgten Pflanzen weniger.
Alte Blätter - keine Krankheit
Grauschimmel an Frucht - Krankheit


Die Sache mit dem Erntezeitpunkt

Ein Dauerthema bleibt: Wann erntet mal sie? Auberginen haben die seltene Eigenschaft, sich ab einer gewissen Fruchtgrösse optisch nur noch wenig zu ändern. Sie hängen dann scheinbar unverändert weiterhin am Strauch und bilden innen ihre Kerne aus, je nach Sorte steigt das Risiko, dass sie bitter wird und dass Kavernen (Hohlräume) in der Frucht entstehen. Das Fruchtfleisch verändert sich auf jeden Fall negativer, es wird oft wattig, am Rand fester. Der beste Zeitpunkt zur Ernte ist bei etwa drei Viertel der Endgrösse und vor Beginn der Kernausbildung. Dann sind sie homogen, haben Aroma, verwendbar für alle Zwecke. Soweit der Rat. Aber wie erkennt man nun, wie weit sie ist? Die Kerne erkennt man erst, wenn man sie aufschneidet und die Endgrösse, wenn sie wirklich nicht mehr wächst und alt geworden ist. Hinterher ist man immer klüger...

Kamo im perfekten Erntezustand, noch glänzend, sieht aus wie gebohnert

Glücklicherweise zeigen uns die Früchte einiges, wenn wir genau hinsehen. Es ist die Haut, die es uns verrät. Im Verlauf des Wachstums wird die Schale wunderschön glänzend, beim Anfassen fast klebrig, der darüber streichende Finger gleitet nicht, sondern es fühlt sich an wie eine Anti-Rutsch-Fläche. Mit der Zeit beginnt ein Strukturumschlag und die Optik wechselt zu matt. Auch die Fruchtfleischkonsistenz wird anders, was man durch drücken feststellen kann. Vorher prall, nachher wattiger, aber auch zäher. Der perfekte Erntezeitpunkt liegt VOR dem matt werden. Sind die Früchte noch glänzend, aber schon gross, dann runter damit. Man kann eine Einzelfrucht etwas weiter reifen lassen, um zu sehen, wie sich Gewicht und Grösse entwickeln. Ein Vorteil ist dabei die Ernte nach Kohorten, erntet man alle Früchte gleichzeitig, dann reift die nächste Ladung auch fast gleichzeitig. Beim matt werden der ersten Frucht erntet man wieder alle ab, bevor auch die Anderen auch matt werden. Sie sind in ihrer Reife nicht weit hinter der Ersten.

 
Ebenfalls "Kamo": Haut ist matt geworden, überreif.
Überreife: Feste Kerne, Kavernenbildung. Nicht mehr optimal.

 

Verwendungstipps

Auberginen alla parmigiana

Auberginenrezepte gibts wie Sand am Meer. Will man richtig Masse verarbeiten, eignet sich am besten der europäische absolute Klassiker, Melanzane alla parmigiana. Dafür werden viele dicke Früchte benötigt, ein bis eineinhalb Kilo sind normal für eine Vier-Personen-Vorspeise. Wir machen das mehrmals im Sommer, die grossfrüchtigen Sorten wandern in den Auflauf.

Die einfachste Rezeptversion ist genau richtig, sie besteht aus 4 mindestens mittelgrossen Auberginen, stark eingekochten Tomaten mit Basilikum, 120g geriebenem Parmesan. Die Auberginen in Scheiben werden gesalzen, trocken getupft, dann mit etwas Mehl paniert und in Olivenöl beidseitig gebraten. Wechselweise in Auflaufform einschichten, unten Auberginen, dann Tomate und Käse, nochmal Aubergine, Tomate, Käse. 15-20 Minuten bei 200°C backen, lauwarm essen als Vorspeise oder mit Sauerteig-Weizenbrot als Hauptgericht.

Ein weiterer europäischer Auberginenklassiker ist südfranzösisches Ratatouille.

Sehr simpel und immer möglich: Braten der 1cm dicken Scheiben in Olivenöl. Das ist aber eine Kunst für sich und schwieriger als es aussieht, zu leicht wird es ein Olivenölorgie oder die Auberginen sind nicht durch, dafür aussen schwarz. Dafür sind alle Arten von Auberginen verwendbar. Das Öl sollte ziemlich heiss sein, bevor man die Auberginen anbrät, ausserdem sollte man die Auberginenscheiben vorher salzen, damit sie etwas Wasser schwitzen und eventuelle Bitterkeit vermindert wird. Einfacher gehts, wenn sie von oben her im Backofen angeröstet werden.

Haltbar machen für den Winter ist leider ein Schwachpunkt dieser Fruchtgemüseart. Trocknen, einlegen, blanchiert oder gebraten einfrieren, das geht alles, aber das Ergebnis wird blass, den Aufwand kaum wert, nicht mehr gut weiterzuverarbeiten. Gewiss gibt es tolle Rezepte, eingekochte Chutneys, Tipps fürs Einfrieren - aber das bleiben meistens einmalige Aktionen, weil es sich einfach nicht lohnt. Auberginen eingelegt werden zu Füllstoff, ihr Aroma ist ohnehin nicht stark, es dominieren Gewürze und andere Zutaten. Die meisten Sorten werden recht weich.

Japan kennt viele alte und erstklassige Auberginenrezepte. Typisch sind Miso-Auberginen (Nasu Dengaku, am besten Kamo Aubergine dengaku) oder mit Teriyaki-Sosse. Die japanischen Gerichte benötigen mässig grosse, festfleischige Sorten.

In China ist sie ein typisches Sommergemüse, gerne als Pfannengericht gebraten oder geschmort. Populär sind schmale Auberginen, lange wie kurze Sorten. Typisch: Yu Xiang Quie Zi, Szechuan-Küche.

Thailand dürfte das Epizentrum der Auberginen sein. Hier gibt es sogar eine weitere verwandte Art, Solanum virginianum, kleinere Früchte, teilweise sehr stachelig. Thai-Auberginen der weltweit verbreiteten Standardart Solanum melongena sind auch sehr viele eigenständige, besondere Sorten mit ungewöhnlichen Farben und Aromen. Klassiker daraus: Viele Currygerichte mit Aubergine.

Die Arabische und Türkische Küche kennt ebenfalls viele Auberginenrezepte. In einem Baba Ganoush wandert sie in Sesampaste und wird zum Dip. Das türkische Imam Bayildi schmort sie. Dort wird sie allerdings auch gerne mit Hackfleisch zusammengebracht. Auberginen sind mir jedoch bei vielen Rezepten aus dem Nahen Osten zu sehr Füllstoff, ihnen wird zu wenig Eigenständigkeit zugetraut. Populäre Sorten von dort sind entsprechend meist eher an Ertrag und Optik, nicht an Qualität orientiert.

Eines meiner Lieblingsrezepte kommt aus Indien. Auberginen mit Kartoffeln, Baingan Aloo. Typisch gewürzt, saugut, gegessen mit Roti oder Paratha.

Guten Appetit!

Mittwoch, 9. November 2022

Auberginen: Anbautipps fürs Freiland

Ernte einiger Auberginen vom 3. November
Mitte: White Knight, ein Massenträger

Im ersten Beitrag über Auberginen wurde der Anbau dieser Früchte unter den neuen Wetterbedingungen schon ausgiebig vorgestellt und seither in weiteren Beiträgen immer wieder viele Sorten beschrieben. Dieses Jahr war die Ernte wieder riesig und mittlerweile erntet man sogar noch im November viel - auch aus dem Freiland. Anlässlich dieser Schwemme sollen ein paar Anbaudetails für Freilandauberginen jetzt nachgereicht werden, wie immer durch mehrjährige eigene Erfahrungen gewonnen. 

Gartenbücher sind wie bei fast allem Anderen auch bei Auberginen nicht mehr viel wert, es hat sich am Klima so viel geändert, dass Vieles ganz anders läuft wie irgendwann einmal empfohlen und dann nur noch abgeschrieben wurde. "Extreme in alle Richtungen" und "Hitze" ist das neue Stichwort. Es herrschen anhaltende Wetterlagen - 2018-2022 knochenharte Hitze- und Trockenjahre mit Jahrtausendrekorden, aber 2021 ist alles abgesoffen. Es spricht viel dafür, dass das Wetter nicht wieder in frühere Muster zurückkehrt.

"White Knight" im November, Freiland - gesund



Vorteil für Auberginen

Auberginenblüte - hübsch sind sie ebenfalls

Stand früher die bange Frage im Mittelpunkt, ob sie in unseren Breiten genug Wärme, Sonne, Vegetationsdauer bekommen und ob man sie ausserhalb des Gewächshauses anbauen kann, stellte sich die letzten Jahre mehr die Frage, wie sie mit mehrwöchigen Trockenphasen, Temperaturen bis zu 40°C bei gleichzeitig hoher UV-Einstrahlung, mit nächtlicher Taubildung in schwülen Wetterlagen zurechtkommen. Die Frage kann ich beantworten: Sie kommen erstklassig damit klar. Nichts gedeiht in regenarmen Hitzesommern so gut wie Auberginen. Wo mir Paprikafrüchte, Tomaten und Tafeltrauben von Sonnenbrand angesengt oder zerstört werden, haben Auberginen trotz der dunklen Fruchtfarbe keine Schäden an Frucht oder Blatt. Auch die wochenlangen Taunächte des Sommers 2021 mit drückender Schwüle haben sie wieder einmal erstklassig ohne Pilzkrankheiten überstanden, während die beiden nachtschattenverwandten Tomaten und Kartoffeln den frühen Braunfäuletod gestorben sind. 2021 sind unter den Nachtschattengewächsen nicht einmal Frühkartoffeln zur Reife gelangt und alle Tafeltrauben verfaulten wegen verschiedenen Mehltaukrankheiten. Blattschäden beginnen bei Auberginen aber erst mit kalten Nächten und oft nicht einmal dann. Unter den häufiger gewordenen Gewitter- und Starkwindböen, die leider auch vermehrt Pflanzen umreissen, leiden sie kaum, die sind zäh und nicht bruchgefährdet. Höchstens, dass Riesenfrüchte hohe Triebe herunterziehen.

Scheinbar kühle Jahre wie 2021 überstehen sie ebenfalls gut. Die Tagestemperaturen waren zwar nicht so heiss, aber wichtiger sind ohnehin die Nächte. Die reichten 2021 absolut aus, um gute Kulturen zu erhalten. Der längst ungewohnte wirkende sommerliche Regen, von dem wir schon ganz entwöhnt waren, hat keine Schäden verursacht. Die Früchte bleiben nur kleiner, der Fruchtansatz schwächer, das ist auszuhalten.

Nun wieder ein Sommer ohne Regen und Hitze über tropischen Werten, da war wieder aus dem Vollen zu schöpfen, wenn man keine Anbaufehler machte. Das galt für fast ganz Deutschland, etwas weniger an den Küsten und ganz im Norden. Das Verhältnis hat sich umgedreht, wo früher nur in ein Sommerwärmelagen Freilandauberginen gute Erträge brachten, sind es heute nur ein paar sommerkühlere Lagen, in denen das nicht der Fall ist. Vor allem am Alpenrand, den Mittelgebirgen hat sich alles grundlegend geändert.

Anzucht

Juli: Gut entwickelte Pflanzen,
viele Fruchtansätze, Freiland

Beginnen wir mit der Anzucht: Mit den Tomaten säe ich sie ab Mitte/Ende März im Zimmergewächshaus aus. Sie benötigen von Anfang an viel Licht, was ich in dunklen Wochen mit einer LED-Pflanzenlichtlampe verbessere. Allerdings stiegen auch im Frühjahr die Sonnenscheinsummen, so dass das heute selten nötig ist. Bald in 8cm-Plastiktöpfchen gesetzt kommen sie ins Gewächshaus, wenn die Nächte warm sind. In Kälteperioden sollten sie wieder ins Haus geholt werden. Auberginen haben dasselbe Problem wie Paprika: Nachtkälte unter 5°C (am Boden, nicht die Lufttemperaturen in 2m Höhe, die der Wetterdienst angibt!) führen zu nicht sichtbaren Schäden, die in eine anhaltende Wachstumsdepression münden. Wird es wieder warm, wachsen sie nur sehr zögerlich weiter und bleiben auch später kleiner. Deshalb erst Auspflanzung im Freiland im Mai, wenn die Wettervorhersage stabile warme Nächte vorhersagt. Wenn nicht, sollte man noch zuwarten, notfalls bis in den Juni hinein. Sie werden auch nicht so leicht überständig im Topf. Dann aber raus in den Garten. Auspflanzen vertragen sie gut. Pflanzabstand 40 cm, festbinden an Pflanzstäben.

Was sie natürlich wollen, ist Sonne, volle Sonne und wie schon erwähnt warme Nächte. Sonne am Tag und Standort an wärmespeichernden Plätzen hilft am meisten, während Düngergaben nicht so unumgänglich sind. Ich würde sie sowieso höchstens als Mittelzehrer bezeichnen. Sie lieben aber humusreichen Boden. Es gab je nach Boden ziemlich drastische Unterschiede in Erntemenge und Wachstum. Wir haben schweren Boden, der zudem leicht verschlämmt, das mögen sie überhaupt nicht. Sie bleiben klein, zeigen früh Welkeerscheinungen, erhöhtes Risiko von Wurzelkrankheiten. Das verbesserte sich enorm durch gründliches Einbringen von gut eingehacktem altem Pferdemist. Der enthält nicht mehr viel Nährstoffe, aber speichert in Verbindung mit dem lehmig-tonigen Boden besser Wasser, schliesst Bodennährstoffe auf, bringt Luft in den Boden. Eine mässige frühe Stickstoffgabe in Form eines Depotdüngers, der Stickstoff nur langsam gibt ist sinnvoll, denn wenn das organische Material im Boden abgebaut wird, wird dabei gebundener Stickstoff verbraucht. Beispiel für Düngung: Bedarf 10g Reinstickstoff pro Quadratmeter für Mittelzehrer wie Auberginen. Hornspäne enthalten 14% Stickstoff. Das macht 70g Hornspäne pro Quadratmeter. Andere Nährstoffe wie Phosphor, Kalium, Magnesium sind in Gartenböden meistens sowieso genügend vorhanden, wenn man unsicher ist schafft eine Bodenanalyse Klarheit. Alter Pferdemist oder Kompost haben meistens gute Gehalte von Kalium und vor allem Phosphor, Zudüngung dieser Elemente vermeiden. Auch in Hochbeeten gelingen Auberginen toll, dort nimmt man sowieso humusreiche Substrate.

Erste Früchte schnell ernten

Idealblattfarbe, Adern violett, Blätter violetter Schimmer

Ist es warm, vor allem nachts, dann werden sie wachsen. Beginnt die Blüte und bildet sich ein Fruchtansatz, dann diese Früchte keinesfalls gross werden lassen, auch wenn die Versuchung dazu stark ist. Lieber früh ernten. Nur so wächst die Pflanze sofort weiter und bildet mehr Blattmasse. Reife Früchte bilden ohnehin nicht mehr Aroma, sondern nur feste Kerne und manchmal Bitterkeit aus, die wir nicht wollen. Und nur mit vielen Blättern kann sie in der entscheidenden Hochsommerzeit viele und grosse Früchte liefern. Hat sie genug Sonne? Das zeigt sich an den Blattadern oder später den kleinen oberen Blättern: Die Adern sollten kräftig violett sein, die Blätter sollten einen Violettschimmer aufweisen. Die Pflanze reagiert damit auf UV-Strahlung. Die Farbe wird stärker ausgebildet bei grösseren Temperaturunterschieden von Tagen zu Nächten, deshalb verstärkt sich die Farbe in einem sonnenreichen Herbst, wenn die Nächte kühler werden. So ist das auch bei den Früchten. Was im Gewächshaus weiss oder grün bleibt, kann im gut besonnten Freiland tiefviolett werden.

Blätterbildung noch im sonnigen Herbst

 

Das liebe Wasser

Ihr Wasserbedarf wirkt niedriger als der von Paprika, weil sie nach einem guten Regen viel länger durchhalten, aber das täuscht. Sie haben längere Wurzeln, ähnlich wie Tomaten, können Wasser aus mehr Bodenfläche holen, so halten sie länger durch. Tatsächlich schlucken sie aber einiges, über die grossen Blattflächen verdunstet viel, sobald der Boden ausgetrocknet ist, brauchen sie kräftig Nachschub. Giessen und Perlschlauchbewässerung machen den Boden dabei immer nur stellenweise feucht. Nur an der Pflanze zu giessen verursacht schnell wieder Hitzeschlappheit. Ab und zu eine kräftige, flächige Überkopfberegnung bringt ihnen am meisten, im Gegensatz zu Tomaten rafft sie dann auch keine Pilzkrankheit darin. Beregnen trotzdem immer nur dann, wenn anschliessend die Blätter gut abtrocknen können und er Boden warm bleibt. Nur luftwarmes Wasser nehmen. Ich habe auch schon in der Hitze mit voller Sonne beregnet, das vertragen sie, jedoch verdunstet dann viel Wasser sofort wieder. Ideal wäre eng verlegter Perlschlauch, dann aber kontrollieren wie viel Wasser da wirklich rauskommt.


Haupternte

Das liefern zehn Pflanzen jede Woche

Nach den ersten Einzelfrüchten gehen die Pflanzen am Ende Juli in die Haupterntephase über. Sie fruchten oft in Wellen, mehrere Früchte reifen gleichzeitig. Man erntet sie ab, die Nächsten werden sofort angesetzt. Der Höhepunkt findet im August und Anfang September statt. Es gibt Sorten mit kleineren Früchten, die schaffen in der Spitzenphase alle paar Tage zehn Auberginen. "White Knight" ist so eine Sorte, zudem enorm robust - gut für einen Anfangsversuch.


Topfanbau

"Kamo" im Topf, Südseite, Juni, sehr heiss

Überraschend gut gelingt der Topfanbau von Auberginen. Im Topf hatte ich sogar Ernterekorde. Eine "Kamo", ohnehin eine empfindliche und kleiner bleibende Sorte brachte fünf Wellen mit jeweils fünf Früchten a 250g aus dem Topf, das sind sechs Kilo erstklassiger Auberginen von einer einzigen Pflanze in einem 12 Liter Topf. Sie stand auf der Südterrasse, hinter sich die weisse Hauswand, dort stieg die Temperatur noch deutlich höher als die 40°C des Sommers und die Sonne brannte unbarmherzig. Davor standen Feigen, die Sonnenbrandschäden erlitten. Die Auberginen nicht. Sie brauchten zwar zwei- bis dreimal täglich kräftige Wassergaben, zeigten aber keinerlei Schäden. Ende September war es vorbei, die Pflanzen wirkten ausgebrannt nach den ständigen Riesenerträgen, während die Gartenauberginen noch weiter fruchteten.

Wer im Garten Probleme hat oder keine guten Plätze, sollte erst einmal mit Topfkultur beginnen, das ist die sicherste Miete. Bei Pflanzung im Topf einen Langzeitdünger verwenden. Klein bleibende Sorten sind im Topf von Vorteil, sie werden nicht umgerissen und das Verhältnis von Pflanze zu Substratmenge ist günstiger. Welche das sind, erfährt man aber meist erst, wenn man sie hat. Die Angaben der Saatgutverkäufer stimmen oft nicht. Ich hatte schon 2 Meter Pflanzen, die mit 50-80cm beschrieben waren. Kamo ist aber definitiv klein bleibende Pflanze, ideal für Töpfe geeignet. Und auch eine Qualitäts- und Aromakönigin.

"Kamo" im Topf in voller Höhe von 1m ab Stammbeginn, viel für diese Sorte

Billigdünger vom Discounter - reicht völlig


Das Ende

Mitte September: Alles noch grün und fruchtbehangen,
aber Blattschäden beginnen

Kommt der Herbst und sinken die Nachttemperaturen, wachsen die Pflanzen nicht mehr in die Höhe, fruchten aber in Zeitlupe weiter, Früchte reifen, bleiben jedoch kleiner. Alles geht langsamer, aber fruchten kann sie bis in den Oktober und reifen bis in den November hinein. Je nach Jahr beginnen früher oder später Blattschäden an alten Blättern. Zu beachten gibt es nicht viel. Lange schrägstehende Triebe sollte man anbinden. 

 

Und sonst?

Ganz ohne Krankheiten und Probleme ist diese Kultur leider auch nicht. Darüber mehr in einem weiteren Beitrag und auch zur detaillierten Klärung der Frage, wann die Früchte reif sind, was nicht einfach zu bestimmen ist sowie einige Hinweise zur Verarbeitung des Auberginensegens.

Sorten: https://gartenzone.blogspot.com/search/label/Auberginensorten

Sonntag, 29. August 2021

Und wieder neue Auberginensorten

Einige der diesjährigen Auberginensorten

Melonen, Paprika, spezielle Kürbisse und Auberginen sind meine Lieblingskulturen im Garten. Bei ihnen besteht eine ganz besonders grosse Differenz zu gekaufter Ware in Sachen Qualität, Aromen und Vielfalt. Auberginen traut man das zunächst gar nicht zu, aber von Jahr zu Jahr erlebt man spannendere und immer noch mehr leckere Sorten, wenn man viel ausprobiert.

So auch dieses Jahr. Ein gutes Auberginenjahr im Freiland ist es aber nicht so recht, das Frühjahr war viel zu kalt, dann viel Regen und mässige Temperaturen. Aber im Gewächshaus sind sie dafür so stark wie nie, während in den anderen Jahren die Hitze dort so gross ist dass sie bereits leiden. Und natürlich habe ich neben bekannt guten Sorten auch wieder nach neuen Sorten gefischt, immer eine Pflanze je Sorte im Gewächshaus und die übrigen im Freiland, um zu sehen wo was gelingt.



White Knight

Aubergine White Knight Früchte

Der weisse Ritter mit dem kleinen Schwert, das ist White Knight. Sie ist ein Massenträger, so wie "White Egg" und ähnelt ihr auch in den Wuchseigenschaften. Sie kann kontinuierlich fruchten, man erntet praktisch dauernd. Dabei kommt trotz der kleinen, langgezogen und manchmal keulenförmigen Früchte durchaus was zusammen. Das schafft sie auch im Freiland, wo aber die Früchte und Pflanze kleiner bleiben. Die Pflanzen sind sehr gesund. Grössere Pflanzen schaffen auch grössere Früchte bis etwa Bananengrösse. Generell ist die Fruchtgrösse ziemlich unterschiedlich. Aber alle bleiben weiss, im Freiland mehr beige, zeigen ein dekoratives Aussehen. Wahrscheinlich auch gut für Topfkultur geeignet. Gebraten sind sie sehr gut, mit etwas Aroma, aber aufgrund der Form für einige andere Gerichte wie Aufläufe nicht so gut verwendbar und innen etwas weich, obwohl sie nicht zerfallen. Man erntet sie unabsichtlich oft zu spät, der Reifezustand ist nicht gut zu erkennen. Dann haben sie unangenehme Kerne. Ideale Anfängersorte.
Fruchtqualität Note 3+, Optik Frucht Note 2+, Pflanze 1-2

Pyatachok

Aubergine Pyatachok überreif

Ein lustiger Name für ein lustiges Pflänzchen mit exzellenter Fruchtqualität und guten, frühen Erträgen. "Pyatachok" ist russisch und bedeutet "Schweinchen" oder "Ferkel". Irgendwie erinnern die Früchte auch daran. Es sind Viele. Grössere Pflanzen ernähren problemlos 10 und mehr Auberginenfrüchte. Die Fruchtgrösse und -Form ist ein Mittelding zwischen einigen asiatischen und europäischen Sorten: Oval bis rund, eher klein, aber alle einander recht ähnlich gross, wenig Differenzen.

Sie wächst im Freiland wie im Gewächshaus gut und setzt zuverlässig Früchte an. Der Wuchs ist mittel bist stark, im Gewächshaus können die Pflanzen auch hoch werden. Ein Nachteil ist ihre Grauschimmelanfälligkeit im Gewächshaus, auch im Freiland ist die Blattgesundheit nicht allzu hoch. Gegen Grauschimmel hilft Luftfeuchte senken. Trotzdem können beispielsweise herabgefallene Blütenreste auf Blätter Grauschimmel-Löcher "hineinbrennen".

Die Früchte bekommen im Gewächshaus einen vornehmen hellvioletten Schimmer auf weissem Grund, im Freiland werden sie kräftig violett. Das Fruchtfleisch ist ausgesprochen fest, kompakt und bleibt beim braten stabil. Aromatisch ist ist auch, aber nicht bitter. Hängen die Früchte zu lange, bildet sich eine sternförmige Kaverne innen. Für Aufläufe ist sie erste Wahl, auch wenn die Fruchtscheiben klein sind und mehr Arbeit beim braten machen. Eine schöne Sorten, sehr anbauwürdig.
Fruchtqualität Note 1, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 3

Pyatachok ohne Überreife brät sich sehr gut, bleibt fester

 

Kamo

Aubergine Kamo, Scheiben

"Kamo" ist ein Spezialfall von Aubergine. Die Sorte ist sehr alt, kommt aus Kamikamo und Nishikamo bei Kyoto / Japan und hat dort einen sehr guten Ruf. Es gibt einige Spezialitätenrezepte, die nur mit diesem Typ Aubergine gelingen, der in Europa unbekannt ist.

Ihr Wuchs ist bei mir zögerlich, auch der Fruchtansatz, aber sie scheint gesund zu sein. Ihre erste Besonderheit fällt sofort auf und ist fühlbar: Sie hat üble Stacheln, auch an Stellen an denen andere Kultursorten niemals welche haben. So sind sogar die Blätter bestachelt. Greift man an den Fruchtstiel, so greift man in böse Stacheln hinein. Vorsicht also beim anfassen, mit Kamo ist nicht zu spassen. Im Gewächshaus gedieh sie besser wie im Freiland, sie braucht aber viel Licht und erreicht nicht viel Höhe, man sollte sie nicht hinter höhere Pflanzen setzen. Kann sein, dass das in anderen Jahren anders läuft, mehrjährige Erfahrungen habe ich mit dieser Sorte noch nicht, werde sie aber bekommen, denn sie bleibt im Anbauprogramm.

Kamo unten, Pyatachok oben

Ihre Früchte sind mittelgross, einige bleiben auch kleiner. Die Form ist rund bis breit tropfenförmig, wie eine volle Tüte. Nur im Freiland wird sie flächig violett, im Gewächshaus bleibt die Grundfarbe grün mit einer mehr oder weniger starken violetten Auflage. Das sieht immer unreif aus. Rauhe Stellen hatte sie bei mir auch, offenbar hat sich die Frucht an den eigenen Stacheln anderer Pflanzenteile verletzt. Schön regelmässig sind die Früchte selten. Nimmt man sie aber (vor den Stacheln geschützt) in die Hand, spürt man sofort ihre zweite Besonderheit: Sie sind schwer! Ihre Konsistenz ähnelt eher einem Apfel wie einer der weichen europäischen Sorten. Sie ist richtig fest, hat sehr dichtes aber saftiges Fruchtfleisch, bricht auch leichter. Ihr Aroma hat eine süsse Komponente, wirkt fruchtig, kräftig, es ist die reine Auberginenessenz und stärker als bei jeder anderen Sorte. Brät man die Stücke, so bleiben sie auch formstabil, noch besser wie Pyatachok. Im Mund ist sie markig bis sämig, man kann sie mit der Zunge zerreiben. Die Kerne sind vorhanden, aber klein und lange weichbleibend. Richtig störende Kerne habe ich nie festgestellt, was bei andern Sorten ab einem gewisse Reifezustand die Regel ist. In Japan wird sie gerne mit Miso zubereitet, auch süsslich. Sehr gut für Topfkultur geeignet, ausgepflanzt im Freiland oft geringer Ertrag.
Fruchtqualität Note 1+, Optik Frucht Note 3, Pflanze 3-4

Vorsicht, brutale Aubergine. Kamo hat Stacheln.


Snake of Mugla

Aubergine Snake of Mugla

Ein lustiges Pflänzchen, idiotischerweise amerikanisch benannt nach einer türkischen Stadt, aber dieser Typ Aubergine ist weiter im Osten schon lange verbreitet. Aus irgendeinem Grund keimten die Samen aus zwei verschiedenen Quellen schlecht, ich hatte dann weniger Pflanzen wie ich wollte.

Blätter zwischen steil und lappig

Auffallend ist ihr seltsamer Wuchs, immer wieder ragen ihre Blätter steil nach oben und knicken dann lappig hängend wieder nach unten. Aber sie wächst stark, eine hoch wachsende Sorte, fast zu stark fürs Gewächshaus, wo sie bei 1,80m an der Dachschräge angestossen ist. Im Gewächshaus war sie leider auch die Sorte, die alle Krankheiten am stärksten angezogen hat, Spinnmilben, Kräuselmilben, dann kamen Läuse. Bis zum Fruchtansatz dauert es lange. Sie hatte auch Probleme beim Ausreifen, denn ab und zu faulten die Früchte vom Fruchtkelch her, von oben. Das passierte durchgängig während der gesamten Vegetationszeit, unabhängig davon ob es feucht oder trocken, kühl oder heiss war. Letztlich waren es relativ zur grossen Pflanze nur wenige Früchte, die erntefähig waren. 

Wenn man sie anbaut, dann wegen der Fruchtform, tiefviolett, schlangenartig und sehr lang und schmal, bis zu einem halben Meter bei mir. Spektakulär. Aber nicht alle Früchte werden so, manche "verhocken" krumm und kurz. Ihr Geschmack und die Kocheigenschaften sind aber nur einfach, so wie viele in der Türkei populäre Sorten. Brauchbar ist sie schon, sozusagen Auberginen-Standardware. Späte Früchte können auch dicker und kürzer bleiben.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 2-3

Links: Frucht und Faulstellen. Rechts: Lappige Steilblätter

 

Noch eine Krankheit

Kräuselmilben an Aubergine

Nicht nur Sorten sind überraschend, sondern auch Krankheiten. Dieses Jahr haben sich die Auberginen im Gewächshaus erstmalig eine Art Kräuselmilbe eingefangen, die Blätter in pockennarbige Kraterlandschaften verwandelt hat. Aber ich konnte auch mit der Lupe keine Tiere finden. Es gab zwei Befallswellen, die Erste bereits Anfang Juli. Glücklicherweise wurden die Schädlinge aber von der Behandlung gegen Spinnmilben mit Neemöl mit erfasst und der Blattbefall stoppte.

Die Spinnmilbenbehandlung ist sowieso obligatorisch. Kühle Jahre wie dieses Jahr sind da von Vorteil, erstens vermehren sie sich nicht so schnell und zweitens gelingt die Behandlung mit Neemöl besser. Neemöl verliert die Wirkung oberhalb 25°C und in Sonne. In den letzten Hitzejahren musste man sich Nachts ins Gewächshaus schleichen, um Neemöl anzuwenden, in diesem Jahr ist kein Mangel an trüben, kühlen Tagen.

Sorten und Erfahrungen der letzten Auberginenjahre:
https://gartenzone.blogspot.com/2019/08/noch-mehr-auberginensorten.html
https://gartenzone.blogspot.com/2017/09/auberginen-ohne-ende-kohl-am-ende.html

Alle Beiträge: https://gartenzone.blogspot.com/search/label/Auberginen

Auberginenblüte

Donnerstag, 8. August 2019

Noch mehr Auberginensorten

Auberginen haben sich zu einer dauerhaft erfolgreichen Freilandkultur gemausert. Sie sind ideal für das sich schnell verändernde Klima: Brauchen relativ wenig Wasser, bekommen keinen Sonnenbrand, sind erstaunlich hitzefest, profitieren sehr von den verlängerten Vegetationszeiten, haben wenig Krankheiten und Probleme. Ein Gemüse für den Klimawandel. Ich baue sie seit vielen Jahren auf einem grösseren Beet an, je nach Sommer klappte das mal gut, mal mässig. Seit einigen Jahren jedoch regelmässig gut bis sehr gut. Parallel dazu kommt eine Pflanze je Sorte auch ins Gewächshaus, um eventuelle Unterschiede festzustellen. Seit im Beitrag von 2017 bereits einige Sorten vorgestellt wurden, konnte ich noch viele mehr ausprobieren. Auch dieses Jahr wieder. Das sind einige Ergebnisse davon:

Tagesernte Auberginen Ende Juli
Rund links oben: Ronde de Valence. Weiss: White Egg. Rechts oben: Hallasan Cheju. Unten links: Bonic. Marmoriert, klein: Slim Jim. Rechts unten. Faselis.


White Egg



"White Egg" Aubergine
Meine erste rein weisse Sorte. Eine echte "Eggplant", Eierfrucht. Überreife Früchte werden aber gelb, wie ich erlebt habe. Wenn sie den gelben Schimmer bekommt, hing sie also zu lange. Im Gewächshaus habe ich auch schon einen grünlichen Schimmer erlebt. Ernten, wenn sie höchstens eigross sind, sie sehen tatsächlich aus wie weisse Hühnereier. Nicht nur die weissen Früchte sehen sehr edel aus, sondern auch die Pflanze. Im Freiland wurde sie für eine Aubergine recht gross und zeigte deutliche Unterschiede zu den violettschwarzen Sorten beim Laub. Es ist feiner, kleiner und gelappter. Die Pflanze wächst schön dicht, schiebt aber nicht allzu schnell Früchte und kommt etwas langsam in Fahrt. Insgesamt eine deutlich unterdurchschnittliche Erntemenge, die höhere Zahl der Früchte gleicht nicht das geringere Gewicht aus. Der Geschmack ist aber gut, im Aroma etwas anders wie die dunklen Verwandten aber gut. Wurde im Freiland grösser wie im Gewächshaus.
Fruchtqualität Note 2, Optik Frucht Note 1-, Pflanze 2.

Aubergine White Egg Pflanze, Freiland


Bonica


Unten Aubergine Bonica
F1-Hybride. Dieses Jahr die Sorte, die am meisten den Supermarktfrüchten ähnelt, etwas gedungener und manchmal grösser. Das Gewicht gut entwickelter Früchte liegt oft über 300g. Der Geschmack ist auch ähnlich wie Supermarktware, dezentes Aroma, Konsistenz okay, aber keine echten Höhepunkte. Im Freiland wurden die Pflanzen mittelgross, im Gewächshaus gross. Eine problemlose Sorte, die gut verwertbare grosse Früchte produziert, optisch ansprechend, aber ich fand sie insgesamt ohne Aufregung, nicht allzuweit entfernt von den käuflichen Supermarktauberginen aus Holland.
Fruchtqualität Note 2-, Optik Frucht Note 1-2, Pflanze 1-2.

Für mein Lieblingsrezept Auberginen mit Parmesan waren sie auch gut brauchbar: 4 mittelgrosse Auberginen in 1cm - Scheiben schneide, salzen, etwas stehen lassen, mit Mehl bestäuben und in der Pfanne mit heissen Olivenöl von beiden Seiten braten. Tomatensosse zubereiten aus 1kg Tomaten. Mit Basilikum, Salz, Pfeffer einkochen bis sie nicht mehr suppt, das tritt bei etwa 0,4 Liter Restmenge ein. 125g Parmesan reiben. Eine flache Auflaufform damit füllen: Unten Auberginenscheiben, dann Tomatensosse, dann Parmesan. Nochmal einen Auberginenlage, Tomaten, Parmesan. 15 Minuten bei 200°C im Ofen überbacken. Mit Ciabatta eine Vorspeise oder ein leichtes Hauptgericht.

Hallasan Cheju


Aubergine Hallasan Cheju
Aus Korea. Sehr gut! Früchte bleiben kleiner wie gedacht, knapp tennisballgross. Sie sind manchmal etwas asymmetrisch und mit leichten Kanten. Nicht darauf warten, dass sie noch wächst, sondern genau beobachten und dann rechtzeitig ernten. Sie hat deutliches Aroma, das Fruchtfleisch ist fest und dicht, gut für alle Verwendungsarten. Sie schmeckt auch noch, wenn die Kerne schon ausgebildet sind. Gute Sorte. Kein Wunder, die koreanische Küche ist Spitze und das auch wegen der guten Zutaten.
Fruchtqualität Note 1-, Optik Frucht Note 3+, Pflanze 1-2.

Slim Jim


"Slim Jim" Aubergine
Überraschend. Wunderschöne kleine Früchte, nur fingergross, marmoriert. Keine Farbunterschiede zwischen Freiland und Gewächshaus, bei anderen Sorten passiert das öfter, im Gewächshaus färben die dann weniger. Nicht so Slim Jim. Hängen in dichten Trauben und werden wegen der kleinen Grösse meist zu spät geerntet, weil man denkt, die werden noch grösser. Macht aber nichts, sie schmecken auch überreif mit Kernen noch sehr, sehr gut. Einfach halbieren und in der Pfanne in heissem Olivenöl und Salz anbraten. Sonst nichts dazu. Nur Aubergine. Erstklassiges Aroma und herrliche cremige Konsistenz. Man kann nicht genug haben vom schlanken Jakob. Die Pflanze bleibt leider auch etwas klein. kein Unterschied zwischen Gewächshaus und Freilandkultur. Vermutlich gibt sie auch im Topf ein gutes Bild ab, dekorativ ist sie auf jeden Fall.
Fruchtqualität Note 1, Optik Frucht Note 2, Pflanze 2-.
Slim Jim Pflanze im Gewächshaus


Faselis


Aubergine Faselis
Türkische Sorte, türkischer Stil: Sehr hoher Ertrag, mässiges Aroma. Ein Massenträger, der Kilos aber wenig Qualität liefert. Andererseits liefert die Pflanze durchaus eine gute Show. Sie ist praktisch immer mit Früchten behangen und wird viel grösser wie andere Sorten. Ich habe sie an einem Tomatenspiralstab geführt, Ende Juli überschritt sie 1,40 Meter Höhe. Pro Pflanze hat sie mit Abstand die höchsten Erträge aller Sorten. Fürs Gewächshaus ist das ideal, wo Platz Mangelware ist und das Höhenwachstum in den Raum hinein willkommen. Etwas kleine, längliche Früchte mit bis zu 200g, deshalb nicht so gut für mein Lieblingsgericht "Parmigiana di Melanzane" geeignet. Wird auch im Gewächshaus deckend violettschwarz, manchmal sogar mit Einsprengseln in die Frucht hinein.
Fruchtqualität Note 2-3, Optik Frucht Note 2+, Pflanze 1-.


Sonstige Sorten



Aubergine Laura
Ronde de Valence und Laura erschienen schon im letzten Beitrag, seither habe ich sie jedes Jahr erneut angebaut. Die ersten Erfahrungen haben sich bestätigt. Die kugelrunde Ronde de Valence zeigt etwas Farbschwäche im Gewächshaus und sie gelingt im Freiland so gut, dass sie nicht unter Glas angebaut werden sollte. "Laura" hat keine hohen Erträge, aber gute, mittelgrosse Früchte. Generell sind die Sorten mit grossen Früchten auch wattiger und bekommen schneller Kavernen bei Überreife. Sie haben zwar mehr Frucht, aber weniger Inhalt.
Die Sorten fürs nächste Jahr sind schon ausgesucht.


Neue Anbauprobleme?



Spinnmilbenbefall, kleine weisse Punkte
Grundsätzlich sind Auberginen wie gesagt eine Kultur mit verhältnismässig wenig Problemen. Schlimmer geworden sind jedoch Probleme mit Spinnmilben, denen das veränderte Klima in die Karten spielt. Zur Bekämpfung von Spinnmilben steht hier alles: https://gartenzone.blogspot.com/2018/06/melonen-die-haufigsten-krankheiten.html . Trotz ihres mässigen Wasserbedarfs muss man sie mittlerweile auch vermehrt giessen, Trockenperioden sind länger und schlimmer geworden.
Zugenommen haben bei mir auch Probleme mit Verticillium. Dieser Bodenpilz greift die Pflanzen an, zu Beginn sehen die Symptome an warmen Tagen wie Wassermangel aus, schlaffe Blätter. Ältere Blätter vergilben dann, und auch jüngere Blätter werden vom Rand her nekrotisch, trocknen ein. Die Pflanze kümmert, trägt noch eine Weile kleinere Früchte. Ein Mittel dagegen gibt es nicht, wichtig sind lange Anbaupausen auf Flächen, auf denen Auberginen standen. Resistente Sorten gibt es auch nicht. Meistens kann noch eine gute erste Ernte eingefahren werden, bevor der Pilz die Pflanzen ab Ende Juli zunehmend schädigt.

Oben etwas Spinnmilben, unten beginnender Verticilliumbefall
Auberginen 2017: http://gartenzone.blogspot.com/2017/09/auberginen-ohne-ende-kohl-am-ende.html

Sonntag, 11. März 2018

Es geht los, Frühling bei -12°C


Torftabletten und beheiztes Zimmergewächshaus für Keimung
Nachts war es letzte Woche es mit zweistelligen Minusgraden knackig kalt, aber trotzdem spriesst und grünt es gewaltig. Vorerst auf der Fensterbank. Vor ein paar Tagen habe ich wie immer Mitte Februar Paprika, Auberginen und diverse Physalis im Zimmergewächshaus ausgesät. Die ersten Pflanzen sind Dank der guten Bedingungen darin bereits gekeimt - nur drei Tage später. Entscheidend war die Frische der Samen und ihre gute, dunkle und kellerkühle Lagerung. Die Keimquote beträgt bei Paprika und Auberginen letztjährigen Samens fast 100%, nach zwei Jahren sind es noch 80%, nach drei Jahren fällt sie ab auf 10-50% und die Keimung dauert wesentlich länger. Nach vier Jahren ist es in der Regel vorbei, nichts keimt mehr. Tomatensamen sind länger haltbar.

Keimung nach 3-5 Tagen von Paprikajungpflanzen
im Zimmergewächshaus,
Der Keimling ist unter optimalen Bedingungen bereits nach drei Tagen sichtbar. Normal sind fünf Tage. Manchmal dauert es auch deutlich länger. Optimale Bedingungen bedeuten:
  • Im Zimmergewächshaus. Beheizt, so dass Tag und Nacht 25°C herrschen. Benötigt nur 20 Watt Strom. Die Fensterbank ist tagsüber meistens auch so warm, aber nachts kühlt es dort oft unter 20°C ab, was vermieden werden sollte.
  • Feucht, aber nicht nass! Nicht überwässern. Das Wasser darf keinesfalls in den Schalen stehen. Zu nass bedeutet: Schimmel statt Keimung. Die Samen faulen statt zu keimen.
  • Kurz vor dem Umsetzen in 8cm-Töpfe
    Das richtige Substrat. Torftabletten sind meistens gut, je nach Hersteller habe ich aber auch schon Fehlschläge erlebt. Ansonsten "Aussaaterde", aber auf keinen Fall "Pflanzerde" nehmen, die ist vorgedüngt und der höhere Mineralsalzgehalt hemmt die Keimung. Kokosfasern als Torfersatz werden auch gerne als kompakte, ökologisch unbedenkliche Aussaaterde verkauft, aber auch damit sind die Praxiserfahrungen schlecht - warum das so ist, weiss ich nicht.
  • Hell. Auch wenn Paprika keine ausgesprochenen Lichtkeimer sind, benötigen sie bald und viel Licht. Tageslicht oder Licht einer starken Pflanzenlichtlampe.
Sobald das erste Blattpaar nach den Keimblättern erscheint, sollte man sie in kleine Töpfe verpflanzen. Topfgrössen mit 8cm Durchmesser reichen aus. Dort kommen sie in Pflanzerde. Nicht nervös werden, wenn sie kurz nach der Verpflanzung ein paar Stunden schlaff in den Seilen hängen. Aufgrund des höheren Salzgehalts dieser Erde entwässern die Pflänzchen kurz (der bekannte Osmoseeffekt) und werden schlaff - das gibt sich. Bis dann sollte man sie nicht direkter Sonne oder viel Wärme aussetzen, sonst gibt es Blattschäden. Im Laufe des Aprils werden die Töpfe je nach Wetterlage ins Gewächshaus gestellt. Sind die Nächte kühl, kann man sie noch in Haus holen. Auspflanzung ins Freiland im Mai. Ist die Grosswetterlage stabil, bereits Anfang Mai, ansonsten nach den Eisheiligen.
Unter der Pflanzenlichtlampe
Zimmergewächshäuser sind eine klasse Sache, einfach, billig, sehr nützlich für Keimung und Vorzucht wärmebedürftiger Pflanzen. Wir haben zwei Stück, die beheizbar sind. Die Temperatur beträgt darin gut 25°C, was das Optimum für Nachtschattengewächse wie Paprika, Auberginen, Tomaten, Physalis sowie Kürbisgewächse (Gurken, Melonen, Kürbis) darstellt.

Nach der Umpflanzung verwende ich Jahren mit lange Trübephasen trotz grossem Südfenster auch eine zusätzliche LED-Pflanzenlichtlampe. Früher andere Lampen und eine sehr leistungsfähige Version habe ich auch. Das ist einen eigenen Beitrag wert.

Nicht nur Paprika wollen sehr früh raus. Will man richtig grosse Gemüsezwiebeln, sollte man sie schon im Januar in kleine Töpfe säen - sie keimen sehr gut ohne Zimmergewächshaus.

Mittwoch, 27. September 2017

Auch Ende September rollt es an

Ende September und es geht noch was im Freiland. Sogar recht viel. Von heute:
Bruchteil einer Tagesernte 27.9.2017
Dazu noch mehr Tomaten plus Salat, gelbe Rüben, roten Rüben, Radies, Physalis, Gurken. Vor 40 Jahren wären das norditalienische Zustände gewesen. Heute bekommt man auch im Südwesten Deutschlands pfundschwere Auberginen an der Schwelle zum Oktober:

Grosse Aubergine Ronde de
 Valence
Das ist keine Ausnahme. Wer am Klimawandel zweifelt, sollte einfach mal ein paar Jahre Gemüse anbauen und die Probleme und Ergebnisse mit älterer Literatur vergleichen.